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AutorenbildDr. med. Sabine Eberhard

Was sind bioidentische Hormone?

Aktualisiert: 29. Aug. 2021

Körpereigene Hormone spielen in unserem gesamten Leben eine große Rolle: Diese sogenannten natürlichen Hormone sind biochemische Botenstoffe, die im Körper immens wichtige, spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen haben. Sie beeinflussen insbesondere unsere sehr komplexen Stoffwechselvorgänge, unser Sexualverhalten und den Zyklus, Wachstum und Entwicklung, Immunität und Entgiftung, unsere Psyche und damit Gesundheit und Krankheit.


Unter bioidentischen (oder auch naturidentischen oder humanidentischen) Hormonen versteht man Hormone, die in Aufbau, Struktur und Funktion exakt mit unseren körpereigenen Hormonen übereinstimmen – sie sind also identisch mit den Hormonen, die unser Körper selbst herstellt. Daher können sie passgenau an unsere Hormonrezeptoren andocken und dort jeweils ihre natürliche Wirkung entfalten. Die Behandlung mit bioidentischen Hormonen ist also eine echte Hormonsubstitution mit den "Originalhormonen". Diese Form der Hormonsubstitution unterscheidet sich demnach ganz maßgeblich von der herkömmlichen, schulmedizinischen Hormonersatztherapie (HET), die synthetische Hormone – sogenannte Hormon-Derivate, also Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung – einsetzt, die chemisch verändert wurden. Die Behandlung mit bioidentischen Hormonen ist nahezu ohne Nebenwirkungen. Ganz im Gegensatz zur schulmedizinischen Hormonersatztherapie, die im Verdacht steht, das Risiko bestimmter Krebserkrankungen zu erhöhen, sowie ein erhöhtes Risiko einen Schlaganfall oder eine Thrombose zu erleiden.


Sexualhormone wie Progesteron, Östrogene und Testosteron können nicht direkt aus der Natur gewonnen werden. Jedoch liefern bestimmte Pflanzen einen Rohstoff, Diosgenin, der durch spezielle chemische Verfahren im Labor zu Progesteron, Östrogen oder Testosteron umgewandelt werden kann. Diese halbsynthetische Herstellungsweise liefert die bioidentischen Hormone. Gewonnen werden die bioidentischen Hormone aus der mexikanischen Yamswurzel. Diese ist eine günstige natürliche Quelle für Diosgenin – den Ausgangsstoff der Steroidhormon-Synthese. Aus dem Diosgenin wird dann in einem ersten Schritt, mittels eines bestimmten Verfahrens (dem Russell-Marker-Verfahren), zunächst das Progesteron hergestellt. Das so gewonnene Progesteron ist komplett identisch mit unserem menschlichen Progesteron. Aus ihm (und aus Cholesterin) können alle anderen Steroide wie Östrogene, Androgene (Testosteron), Glucocorticoide (Kortison) und Mineralocorticoide (Aldosteron) hergestellt werden. Allein an dieser Aufzählung läßt sich unschwer erkennen, wie wichtig Progesteron für unseren Körper ist, dient es doch als Ausgangssubstanz der Steroide mit ganz unterschiedlichen Aufgaben und Wirkungen in unserem Körper.


Good to know:

Hormon-ähnlich wirken Stoffe, deren molekulare Struktur sich nur in kleinen Details vom körpereigenen Hormon unterscheidet. Bereits diese sehr geringen Unterschiede haben ein vom körpereigenen Hormon abweichendes Wirkspektrum und eine veränderte Wirkstärke zur Folge.


Hormon-ähnliche Wirkstoffe sind in der Medizin weit verbreitet, sie sollten jedoch sehr differenziert betrachtet werden. Cortison, ein wichtiges Hormon unserer Nebennierenrinde, wird in der Notfallmedizin mit minimal veränderter Struktur eingesetzt. Durch die minimale Abwandlung wird eine vielfach stärkere Wirkung erzielt, die im Notfall Leben retten kann. Auch in der „Pille“ sind Hormon-ähnliche Stoffe enthalten (z.B. Dienogest), die durch ihre veränderte Molekülstruktur den natürlichen Sexualhormon-Rhythmus blockieren.


Die Einnahme von natürlichem bioidentischen Hormonen stellt keine Behandlung mit Pflanzen oder Pflanzenextrakten dar. Es handelt sich hierbei also nicht um sogenannte Phytohormone! Phytohormone sind im Unterschied zu den bioidentischen Hormonen pflanzliche Verbindungen mit hormonähnlicher Wirkung, die in der Pflanze selbst deren Wachstum und Entwicklung beeinflussen. Phytohormone können eine milde hormonelle Wirkung auslösen.







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